
Produktsicherheit – Haftung ist Managementsache
Produktsicherheit und Produktkonformität: Definition und Bedeutung
Produktsicherheit bedeutet, dass ein Produkt während Nutzungsphase bei zu erwartendem Gebrauch keine unzumutbaren Risiken für die Gesundheit oder Sicherheit der Verbraucher birgt.
Produktkonformität hingegen bezieht sich darauf, dass ein Produkt alle geltenden gesetzlichen, normativen und regulatorischen Anforderungen erfüllt.
Diese Konzepte sind in Europa durch Richtlinien wie die Produktsicherheitsrichtlinie (2001/95/EG) und das Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG) geregelt. In spezifischen Branchen, wie der Medizintechnik, gelten zusätzliche Vorgaben, beispielsweise die EU-Medizinprodukteverordnung (MDR).
Die Automobilindustrie hat ebenfalls hohe Anforderungen an Produktsicherheit, insbesondere durch Normen wie ISO 26262 (Funktionale Sicherheit von Fahrzeugen) und durch die Typgenehmigungspflichten für Fahrzeugkomponenten. Beide Branchen teilen die Herausforderung, Sicherheit und Konformität unter strenger Beobachtung zu gewährleisten.
Nachfolgend findet sich eine Gegenüberstellung mit den wichtigsten Aspekten für Produktsicherheit und Produktkonformität.
Aspekt | Produktsicherheit | Produktkonformität |
---|---|---|
Definition | Schutz vor Gefahren, die von einem Produkt ausgehen können | Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und Normen |
Ziel | Schutz von Gesundheit und Sicherheit der Verbraucher | Erfüllung regulatorischer Anforderungen |
Rechtsgrundlage (EU) | Produktsicherheitsrichtlinie (2001/95/EG), Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) | EU-Verordnungen, CE-Kennzeichnung, branchenspezifische Richtlinien |
Fokus | Tatsächliche Sicherheit bei Nutzung | Formale Erfüllung technischer Anforderungen |
Prüfung durch | Marktüberwachung, Prüfstellen, ggf. Rückrufaktionen | Konformitätsbewertungsstellen, Herstellererklärungen |
Beispiel | Ein Toaster darf keine Brandgefahr darstellen | Der Toaster muss den CE-Anforderungen entsprechen |
Folgen bei Verstoß | Rückruf, Verkaufsstopp, Bußgelder, Imageschaden | Verkaufsverbot, Abmahnungen, rechtliche Konsequenzen |
Relevanz für Händler | Sicherstellen, dass keine Gefährdung vom Produkt ausgeht | Dokumentation und Kennzeichnung müssen vollständig und korrekt sein |
Inhaltsverzeichnis

Zivilrechtliche Haftung von Unternehmen
Ein zentrales Element im Bereich der Produktsicherheit ist die zivilrechtliche Haftung. In Deutschland regelt das Produkthaftungsgesetz die Verantwortlichkeit von Unternehmen für Schäden, die durch fehlerhafte Produkte entstehen. Fehler können in verschiedenen Phasen auftreten:
- Konstruktionsfehler: Mangelhafte Planung oder unzureichendes Risikomanagement.
- Fabrikationsfehler: Fehler in der Herstellung oder Materialverarbeitung.
- Instruktionsfehler: Fehlende oder unzureichende Warnhinweise oder Gebrauchsanleitungen.
Haftungsansprüche können erhebliche finanzielle und rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Beispielsweise kann ein defektes Medizinprodukt, wie eine Herzklappe, das zu Verletzungen oder Todesfällen führt, zu Schadensersatzforderungen führen. Ebenso kann ein fehlerhaftes Bremssystem in der Automobilindustrie lebensgefährliche Unfälle verursachen und Rückrufaktionen nach sich ziehen.
Regulatory Affairs in der Medizintechnik
Im Bereich der Medizintechnik wird die Einhaltung von Produktsicherheits- und Konformitätsanforderungen durch das Regulatory-Affairs-Management sichergestellt. Dieses umfasst:
- Konformitätsbewertung: Medizinprodukte durchlaufen Prüfverfahren, um sicherzustellen, dass sie den geltenden Normen und Vorschriften entsprechen.
- Dokumentation: Jede Phase des Produktlebenszyklus muss dokumentiert werden, um Rückverfolgbarkeit und Transparenz zu gewährleisten.
- Risikomanagement: Hersteller müssen Gefahren identifizieren, bewerten und geeignete Maßnahmen zur Risikominimierung ergreifen.
Die MDR fordert zudem, dass alle Medizinprodukte vor dem Inverkehrbringen mit der CE-Kennzeichnung versehen sind. Dies signalisiert, dass das Produkt sicher und wirksam ist.


Produktsicherheit in der Automobilindustrie
Auch in der Automobilindustrie sind Produktsicherheit und -konformität von zentraler Bedeutung. Hier umfasst die Produktsicherheit sowohl mechanische als auch elektronische Systeme. Insbesondere die zunehmende Integration autonomer Fahrtechnologien und Softwarelösungen bringt neue Herausforderungen.
Maßnahmen zur Gewährleistung der Produktsicherheit in der Automobilindustrie umfassen:
- Tests und Validierungen: Um sicherzustellen, dass Fahrzeuge und Komponenten wie Airbags, Bremsen oder Sensoren sicher funktionieren.
- Rückverfolgbarkeit: Implementierung von Systemen, die die Herkunft und Fertigung jedes Bauteils dokumentieren.
- Rückrufe: Bei festgestellten Sicherheitsmängeln sind Unternehmen verpflichtet, die Produkte zurückzurufen und Korrekturmaßnahmen einzuleiten.
Die Verantwortung erstreckt sich oft über die gesamte Lieferkette, da viele Komponenten von Zulieferern stammen. Hersteller müssen daher sicherstellen, dass ihre Lieferanten ebenfalls die geltenden Standards einhalten.
Integration von Produktsicherheit und -konformität in Managementsysteme
Um Produktsicherheit und -konformität effektiv zu gewährleisten, sollten Unternehmen diese Aspekte in ihre Managementsysteme integrieren. Dazu gehören:
- Risikomanagementsysteme: Identifikation, Analyse und Kontrolle potenzieller Risiken über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg.
- Qualitätsmanagement: Systeme wie ISO 9001 oder spezifischere Standards wie ISO 13485 (für Medizinprodukte) und IATF 16949 (für die Automobilindustrie), stellen sicher, dass alle Prozesse auf Sicherheit und Konformität ausgerichtet sind.
- Schulungen und Bewusstsein: Mitarbeiter müssen regelmäßig geschult werden, um die Bedeutung von Produktsicherheit und -konformität zu verstehen und umzusetzen.
- Regelmäßige Audits: Interne und externe Audits helfen, Schwachstellen zu identifizieren und kontinuierliche Verbesserungen zu gewährleisten.
- Technologieintegration: Der Einsatz moderner Technologien wie künstlicher Intelligenz und IoT kann dazu beitragen, die Überwachung und Analyse von Produktsicherheitsdaten zu verbessern.


Produktsicherheit und Konformität
Schlussfolgerung
Produktsicherheit und Produktkonformität sind essenzielle Bestandteile des unternehmerischen Handelns in regulierten Branchen wie der Medizintechnik und der Automobilindustrie. Die zivilrechtliche Haftung verdeutlicht die Verantwortung, die Unternehmen für die Sicherheit ihrer Produkte tragen. Indem sie diese Aspekte in ihre Managementsysteme integrieren, können Unternehmen nicht nur rechtlichen und finanziellen Risiken vorbeugen, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher stärken und ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Die Anforderungen an Produktsicherheit und -konformität werden in einer Welt, die von technologischen Innovationen geprägt ist, weiter steigen. Unternehmen müssen daher proaktiv handeln, um diesen Entwicklungen gerecht zu werden.
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