Unter Technischer Sauberkeit, oft auch als TecSa abgekürzt, bezeichnet den Zustand eines Bauteils, bei dem die Kontamination mit schädlichen Partikeln so gering ist, dass weder die Funktion des Bauteils noch nachfolgende Prozesse beeinträchtigt werden. So versteht man den Zustand eines Bauteils oder einer Baugruppe, bei dem die Konzentration von Verunreinigungen wie Partikeln, Fasern oder Flüssigkeiten unterhalb eines festgelegten Grenzwerts liegt. Diese Verunreinigungen können die Funktion, die Lebensdauer und die Zuverlässigkeit eines Produkts beeinträchtigen.

Die Bedeutung in der Industrie

In der heutigen, hochtechnisierten Industrie spielt Technische Sauberkeit eine entscheidende Rolle:

• Qualitätssicherung: Verunreinigungen können zu vorzeitigem Verschleiß, Ausfällen und damit zu einer erheblichen Qualitätsminderung führen.
• Produktivität: Produktionsausfälle aufgrund von verschmutzten Bauteilen führen zu Produktionsunterbrechungen und damit zu Kosten.
• Garantieansprüche: Verunreinigungen können zu Garantiefällen führen und somit die Reputation eines Unternehmens schädigen.
• Haftung: In bestimmten Branchen, wie der Medizintechnik oder der Luftfahrt, können Verunreinigungen sogar rechtliche Konsequenzen haben.
• Nachhaltigkeit: Eine hohe technische Sauberkeit kann zur Langlebigkeit von Produkten beitragen und damit Ressourcen schonen.

Um eine einheitliche Bewertung der Technischen Sauberkeit zu ermöglichen, gibt es verschiedene Normen und Standards. Die wichtigsten sind:

• VDA 19: Dieser deutsche Standard ist speziell für die Automobilindustrie entwickelt worden und legt detaillierte Anforderungen an die Sauberkeit von Bauteilen fest.
• ISO 16232: Dieser internationale Standard bietet einen umfassenden Rahmen für die Bewertung der Sauberkeit von Produkten in verschiedenen Branchen.

Ein Sauberkeitsaudit ist ein systematischer Prozess, der in mehreren Schritten abläuft:

• Probenahme und Vorbereitung:
  • Auswahl repräsentativer Bauteile
  • Reinigung der Bauteile zur Isolierung der Verunreinigungen
  • Aufbringen von Klebefolien zum Sammeln der Partikel

• Analyseverfahren:
  • Lichtmikroskopie: Zur Bestimmung der Größe, Form und Anzahl der Partikel
  • Rasterelektronenmikroskopie (REM): Für detaillierte Untersuchungen der Partikelmorphologie und zur Identifizierung von Partikelarten
  • Energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX): Zur Bestimmung der chemischen Zusammensetzung der Partikel
  • Wägeverfahren: Zur Bestimmung der Gesamtmasse der Verunreinigungen

• Auswertung:
  • Vergleich der Messergebnisse mit den vorgegebenen Grenzwerten
  • Statistische Auswertung der Daten
  • Erstellung von Partikeldiagrammen und -karten

• Berichtserstellung:
  • Zusammenfassung der Ergebnisse
  • Identifizierung von Schwachstellen
  • Ableitung von Handlungsempfehlungen

Ein gezielt auf die Technische Sauberkeit ausgerichtetes Audit kann Unternehmen dabei helfen, ihre Produktqualität zu steigern, Kosten zu reduzieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Im Folgenden werden einige der wichtigsten Vorteile eines solchen Audits näher beleuchtet:

Identifizierung von Schwachstellen

• Prozessanalyse: Ein Sauberkeitsaudit ermöglicht eine detaillierte Analyse der gesamten Produktionskette, von der Materialbeschaffung bis zur Endmontage. Dadurch können Schwachstellen identifiziert werden, an denen Verunreinigungen in das Produkt gelangen können.
• Risikobewertung: Durch die Bewertung der identifizierten Risiken können Unternehmen gezielte Maßnahmen zur Vermeidung von Kontaminationen ergreifen.

Verbesserung der Produktqualität

• Minimierung von Fehlern: Durch die Reduzierung von Partikeln und anderen Verunreinigungen können Funktionsausfälle, Verschleiß und Korrosion vermieden werden.
• Erhöhung der Lebensdauer: Sauberere Produkte weisen in der Regel eine längere Lebensdauer auf, was zu einer höheren Kundenzufriedenheit führt.
• Compliance: Die Einhaltung von Branchenstandards und Kundenanforderungen wird durch ein effektives Sauberkeitsmanagement sichergestellt.

Kostenreduzierung

• Vermeidung von Ausschuss: Durch die Reduzierung von fehlerhaften Produkten können Kosten für Nacharbeit, Reklamationen und Garantieleistungen gesenkt werden.
• Effizienterer Einsatz von Ressourcen: Ein optimiertes Sauberkeitsmanagement führt zu einem effizienteren Einsatz von Ressourcen wie Reinigungsmitteln und Energie.

Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit

• Differenzierung: Unternehmen, die hohe Standards in der Technischen Sauberkeit erfüllen, können sich von ihren Wettbewerbern abheben und einen Wettbewerbsvorteil erzielen.
• Imageverbesserung: Eine hohe Produktqualität und Zuverlässigkeit stärken das Image eines Unternehmens.

Kontinuierliche Verbesserung

• Datenbasierte Entscheidungen: Die Ergebnisse eines Sauberkeitsaudits liefern wichtige Daten für die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen und Produkten.
• KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess): Ein Sauberkeitsaudit ist ein wichtiger Bestandteil eines KVP, da es die Grundlage für die Identifizierung von Verbesserungspotenzialen bildet.

Fazit

Ein Sauberkeitsaudit ist eine Investition in die Zukunft eines Unternehmens. Durch die frühzeitige Erkennung und Behebung von Problemen kann die Qualität der Produkte gesteigert und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden. Darüber hinaus trägt ein effektives Sauberkeitsmanagement zur Nachhaltigkeit bei, indem Ressourcen geschont und Umweltauswirkungen minimiert werden.

Zusätzliche Vorteile eines Sauberkeitsaudits:

• Dokumentation: Die Ergebnisse eines Sauberkeitsaudits dienen als Nachweis für die Einhaltung von Qualitätsstandards und können bei Audits durch Kunden oder Zertifizierungsstellen vorgelegt werden.
• Schulung des Personals: Ein Sauberkeitsaudit kann als Anlass genommen werden, das Personal für das Thema Technische Sauberkeit zu schulen und zu sensibilisieren.
• Motivation: Durch den Erfolg von Verbesserungsmaßnahmen kann die Motivation der Mitarbeiter gesteigert werden.